Samstag, 22. Februar 2014

DSA-Archäologie: Schwerter und Dämonen

Eines der ersten Alternativ-Systeme zu Dungeons&Dragons war bereits 1975 Tunnels&Trolls. 1979 gab es bereits die 5th Edition, und 1983 gab es die deutschsprachige Fassung unter dem Namen Schwerter & Dämonen mit dem Untertitel Fantasy-Rollenspiel für Solitär- und Gruppenspiel.


Cover von Clyde Caldwell
 Was hat das ganze mit DSA zu tun? Die direkteste Antwort ist: Ulrich Kiesow war Übersetzer von Schwerter & Dämonen und es gibt einen Haufen Parallelen zwischen DSA und Schwerter & Dämonen -- genauso viele  vielleicht wie zum klasssichen D&D (wobei Kiesow auch das D&D-Basis-Set übersetzt hat; und auch hier gibt es ganz klar Einflüsse auf DSA). Was nun hat DSA/1984 mit Schwerter & Dämonen gemein?


Bereits auf den ersten Seiten finde ich spannende Parallelen:  Erfahrungspunkte sind unabhängig von der Charakterklasse (aus heutiger Sicht ganz unglaublich als Klan übersetzt) identisch, Magier können Zauberstäbe benutzen die die Zauberkosten senken, Zauber werden mit (Stärke)-Punkten bezahlt und haben lustige Namen wie Nimm dies, Schurke!, Monster haben eine Monsterklasse einen Monsterwert, der die Erfahrungspunkte widerspiegelt, die man bekommt wenn man sie besiegt, Trefferpunkte beginnen im zweistelligen Bereich (bei S&D: Summe aus den Attributen die durch Treffer gesenkt werden; bei DSA: getrennter Wert. Eine vergleichbare Auftrennung gibt es bei der Zauberei: Während bei S&D Zauber mit Stärkepunkten bezahlt werden, gibt es bei DSA Astralpunkte).

Aber es gibt auch ein paar bezeichnende Unterschiede: Schwerter&Dämonen kommt mit sechsseitigen Würfeln aus, DSA braucht den W20 (und später auch W100/W10 für Sonderanwendungen), den S&D-Schicksalswurf (ein Äquivalent zum Rettungswurf bei D&D) gibt es bei DSA nicht, mit dem Zauberstab kann man mittel- und langfristig mehr machen als bei S&D, ausser Zwergen und Elfen kann man bei DSA zunächst keine anderen Nichtmenschen spielen.

S&D hat in der deutschen Übersetzung den Schelm, ein ähnliches Konstrukt ist in späteren DSA-Ausgaben der Magiedilettant, der DSA-Schelm hat erstmal nichts mit dem S&D-Schelm zu tun.

Jedenfalls ist klar, Kiesow hat nicht einfach nur ein anderes D&D geschrieben, sondern seine Schöpfung war ganz klar durch Schwerter & Dämonen geprägt.

Lustigerweise ist Schwerter&Dämonen bei Fantasy Productions erschienen, 1983 von Kiesow, Alpers, Fuchs gegründet, die 1997 die DSA-Reihe übernahmen, nachdem Schmidt Spiele insolvent ging. Irgendwie scheint in Deutschland das Rollenspiel schon immer in den Händen einer Handvoll Leute gelegen zu haben, sei es als Autoren, Verleger, Übersetzer, Zeichner oder sonstwie.

Und heute, 31 Jahre später, heisst es, dass der Mantikore Verlag an einer Neuübersetzung von Tunnels&Trolls arbeitet. Je nach Quellenlage war eine Veröffentlichung für 2013 geplant, auf Basis der 7.5ten Ausgabe der Regeln (die unter anderem das Attribut Wizardry für Zaubereri, statt Stärke, einführt, und auch andere Detailunterschiede vorhält die mir derzeit nicht klar sind). Ob das ausserhalb rollenspielarchäologisch interessierter Nischennerds wie mir Interesse weckt? Sagt es mir in den Kommentaren!

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